Eine zentrale Sagengestalt im Elb- Havel- Gebiet ist „Frau Harke“ (auch Harfe genannt), die man aus der germanischen Göttervorstellung herleiten kann.
Sie ist die märkische Frau Holle oder der weiblichen Gottheit Freia, dem höchsten männlichen Gott Wodan gleichzusetzen.
So war Frau Harke, wie Freia und Holle, die Götting der Ehe, des Fleißes und der Ordnung, welche dem Hause reichen Segen brachte und über Gut und Böse wachte. Sie war auch eine Schützerin des Waldes und des Wildes. Auch als Zauberin trat sie auf.
Ungefähr gleichbedeutend mit Frau Harke waren „Gode“ und Frau „Frick“, die als Sagengestalten in der Mark Brandenburg erscheinen.
Frau „Gode“ soll eine Burgfrau gewesen sein, die hin und wieder ihr Gesinde schlecht behandelte, weshalb sie nach Berichten verwünscht und in eine wilde Jägerin verwandelt wurde, die vor allem in den sogenannten „Zwölften“ ihr Unwesen trieb.
Mit großem Lärm zog Frau „Gode“, von ihrer bellenden Meute begleitet, dahin.
Schlug aber ein Mensch nach ihren Hunden, dann erging es ihm schlecht und er musste oft lange krank darniederliegen, ehe die Spuren des Geisterspuks verschwunden waren.
Aber auch gute Taten belohnte Frau „Gode“.
Wer ihre Belohnung nicht achtete, der hatte das Nachsehen.
Als Frau Harke auf dem Fluchtweg zur Elbe war, stieß sie aus Zorn über die undankbaren Menschen ihren Spinnstock in die Erden. Der fing zu blühen und zu wachsen an. Als riesige Kiefer und Fluchtsymbol von Frau Harke stand er viele Jahre an der Chaussee in Kamern. Die Leute nannten den Baum „Hedemicke“. Wenn man das Wort erklärt, so heißt „Hede“- Flachs und „Micke“- Stock mit Gabel. Beides bedeutet Spinnstock oder Wocken.
Von der einst großen, stark verzweigten und verwurzelten Kiefer steht heute nur noch ein ca. drei Meter hoher Baumstumpf, der an diese Sage erinnert.
Die Geschichte von der „Hedemicke“ ist eine der bekanntesten Sagen von Frau Harke, von der noch heute viele Bewohner des Elb- Havel Gebietes erzählen und berichten.
In ihrer Höhle auf dem Kamerschen Berg hatte Frau Harke auch ihr Wild, Schweine, Hasen, Rehe und Hirsche, die sie nachts hinein und morgens hinaus auf die Weide trieb und diese vor bösen Jägern schützte , welche nur bei Tage auf die Jagd gehen konnten. Man will auch gehört haben, wie sie die Tiere gelockt hat: „Pickel, Pickel!“ (mit dem Namen „Pickel“ werden heute noch die jungen Schweine in der Havelberger Gegend bezeichnet).